Am vergangenen Wochenende unternahmen die sogenannten „Grillhähnchen“ (eine Art Wortkreuzung aus den Sippen „Windhähnchen“ und „Feuerfüchse“) in Vorbereitung auf die Stammesgroßfahrt nach Norwegen im Sommer eine aufregende kleine Fahrt von Tholey nach Ottweiler.
Die Winterfahrt begann am Freitagnachmittag um 17 Uhr am Schwimmbad in Tholey. Nach einer kurzen Ansprache begann unsere Fahrt: erst durch den Barfußpfad um das Schwimmbad, dann ging es weiter mit Ziel Ottweiler. Am Freitag wanderten wir bis in die Dunkelheit, welche von strahlendem Mondlicht erhellt wurde. Es war kalt, aber die Pfadfinder waren gut vorbereitet und trugen warme Kleidung und Ausrüstung. Am ersten Ziel der Reise angekommen, schlugen wir unser Lager auf und stärkten uns mit einer warmen Mahlzeit für die kommende Nacht. Kochen für 16 Personen im Hordenpott? Für die Sipplinge ein Kinderspiel.
In der Nacht sanken die Temperaturen auf bis zu –5 °C. Raureif setzte sich auf unsere Ausrüstung und unsere Kohten. „Was knirscht denn da so im Wassersack? Hat da jemand Steine reingeworfen?“ Tatsächlich hatte sich lediglich Eis gebildet. Also dann doch lieber die Trinkflasche mit in den Schlafsack nehmen. Das Wasser für die Wärmflaschen war knapp, Isomatten dünn, Strümpfe nass geschwitzt und der Reißverschluss von einem Schlafsack kaputt. Die Sipplinge zogen es eiskalt durch.
Am nächsten Tag legten wir die angefrorenen Kohtenbahnen zusammen und verschoben das Frühstück bis wir uns warm gelaufen hatten auf den frühen Vormittag. Bei diesen Temperaturen geht alles langsamer. Zwischendurch immer mal abwarten, bis man die Finger wieder spürt. Per Karte und Kompass führten die Sipplinge die Gruppe an und es ging 7,5 km weiter Richtung Süden. Der Winter sollte uns lehren, was es heißt, wenn es früh dunkel wird und nur wenig Zeit für die Suche nach einem geeigneten Lagerplatz verbleibt. Und so teilte sich die Gruppe am zweiten Abend auf, um an einem großen Feld, welches von Wildschweinen umgepflügt worden war, ein passendes Plätzchen zu finden, während ein weiterer Teil die Wasservorräte im Ort auffrischte.
Folglich bauten wir wieder bis in die Dunkelheit auf, allerdings ohne Mondlicht. Aber auch das ist kein Problem, wenn jeder Handgriff sitzt und man bereits genug Erfahrung im Kohtenaufbau gesammelt hat. Abends saßen wir dann etwas früher bei einem einfachen, aber köstlichen Mahl. Wasser für die Wärmflasche war diesmal auch genug da. Gleich sollten wir uns in die Schlafsäcke kuscheln. Die Temperaturen blieben auch diesmal um die 0 °C und so versprach es eine angenehmere Nacht zu werden. Bis wir plötzlich Schritte hinter uns hörten und uns eine Taschenlampe ins Gesicht leuchtete.
Es stellte sich heraus, dass ebenjene Wiese von ca. 6–8 Jägern umringt wurde, die der Wildschweinplage den Garaus machen wollte. Wir alle stellten uns in diesem Moment seelisch und moralisch darauf ein, im Dunkeln wieder abzubauen und eine neue Schlafstätte aufzusuchen.
Tatsächlich hatte der Jäger aber außerordentlich viel Verständnis für unsere Situation. Er selbst war mal Pfadfinder gewesen und ließ uns gewähren, wenn wir versprachen, am Abend nicht allzu laut zu singen. Er zeigte uns auch einen „Fluchtweg“ für einen Sippling, der am Abend abgeholt werden sollte. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Das alles wurde nur noch davon getoppt, dass uns der Jäger seine „Greatest-Hits“ an Nachtaufnahmen auf dem Smartphone zeigte, welche er mit seiner Wärmebildkamera aufgenommen hatte.
Wie ursprünglich erhofft, ging es nun früh in die Schlafsäcke. Nachts hörten wir noch, wie ein Schuss abgegeben wurde. Am nächsten Morgen bauten wir die Zelte nach einem sündigen Frühstück wieder ab und sattelten die Rucksäcke. Auf zur Zielgeraden!
Im nächstgelegenen Ort füllten wir unsere Wasservorräte ein letztes Mal auf: Hierbei staubte der ein oder andere Sippling noch ein Stück Marmorkuchen von einer freundlichen Anwohnerin ab. Remmesweiler wird uns wohl so schnell nicht vergessen. Von Argwohn über Interesse bis Bewunderung wurden uns so ziemlich alle Gefühlsregungen entgegengebracht als wir lachend und palavernd die Hauptstraße entlang marschierten bevor wir uns wieder in die Wälder schlugen.
Nach ein paar Zwischenstopps und einem kleinen Mittagessen waren wir dem Ziel nun schon zum Greifen nah. Wie es aussah, sollten wir unsere letzte Etappe fast schon perfekt abschließen.
Es blieb sogar noch Zeit für eine Reflexionsrunde kurz vor Ende der Fahrt. So ist nun klar, welche Ausrüstung für Norwegen dringend überholt werden muss. Dass man seine Ausrüstung besser vor der Fahrt auf Schäden untersucht. Knotenkenntnisse wurden vertieft. Und selbst die Älteren wissen nun immerhin wie eingefrorene und wieder aufgetaute Salatgurke schmeckt und dass man Schlemmercreme durchaus mit Müsli zum Frühstück essen kann.
Wir blicken auf eine sehr harmonische Fahrt mit guter Stimmung, viel Lachen, gegenseitiger Hilfe, intensiver Gespräche und bestem Essen zurück. Trotz weniger Stunden Tageslicht legten wir insgesamt rund 20 km in der kurzen Zeit zurück. Und so steigt natürlich die Vorfreude auf die nächsten Fahrten umso mehr. Norwegen, wir kommen!