Jedes Jahr findet zwei Mal das sogenannte SST (Stammes- und Stufenführertreffen) statt, auf dem sich Vertreter aus allen Stämmen des Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saar (RPS) zusammenfinden, um über Neues zu diskutieren, was so in RPS gerade los ist. Natürlich ließen wir uns dieses tolle Treffen auch nicht entgehen. Also formten wir eine Gruppe, um dort zusammen hinzufahren. Bereit erklärten sich: Max, Nico, Sandy, Michael, Johanna und Jannik. Was niemand wusste war, dass diejenigen unter uns, die älter als 20 sind, eigentlich diese Fahrt nur in Form eines Alibis zweckentfremdeten. Das bot ihnen die einzigartige Möglichkeit die völlig ahnungslosen beiden zukünftigen Eheleute Lynn und Chriki™ zu infiltrieren, um diesen ihren Junggesell/-inn/enabschied darzubieten. Das bedeutete für die anderen SST-Fahrer mit dem Zug zu fahren.
Gesagt getan standen wir am 29. Oktober 2016 zwischen 05:00 Uhr und 06:00 Uhr auf und fuhren mit der Gitarre im Schlepptau von Zuhause nach Dillingen, von Dillingen nach Koblenz, von Koblenz nach Neuwied, von Neuwied nach Engers und von Engers zum Treffpunkt. Jedenfalls hatten wir das vor. In Wirklichkeit ist unser Zug nach Koblenz liegen geblieben, den Anschlusszug haben wir verpasst. Der nächste ist einfach nicht gekommen und schließlich waren wir zwei Stunden später da als wir da sein wollten. Das machte uns aber nix aus, weil wir aufgrund unseres fantastischen Saarland-Rheinland-Pfalz-Tickets für insgesamt nur 34 Euro pro Tag unglaublich flexibel waren. Ohne dieses Angebot hätten wir uns nicht mal mit dem fünf Mal so teuren Flex-Ticket, welches für seine Flexibilität bekannt ist, so flexibel bewegen können. Im Zug haben wir uns mit weltfremden, sinnlosen und nicht auf die Realität übertragbaren, physikalischen Fragestellungen die Zeit vertrieben. Ein Ergebnis dieser Beschäftigung war dann zum Beispiel: Ein Körper der Masse m, dessen Massenmittelpunkt sich 60 cm über dem Boden befindet und welcher sich in einem Zug um den Äquator, dessen Gleise sich auf Meeresspiegelniveau befinden, mit einer Geschwindigkeit von 40 m/s bewegt, erhält eine um den Faktor 0,0000119603 erhöhte Gewichtskraft.
Am Ziel angekommen gingen wir auch direkt in die Arbeitskreise. Der Pfadfinderarbeitskreis setzte sich aus der Planung typischer Aktionen der Pfadfinderstufe und aus mehreren Spielen zusammen, welche Ideen für Gruppenstunden darstellten. Im Ranger/Rover-Arbeitskreis wurden viele Ideen zusammengetragen. Zum Beispiel wurden lustige Freizeitangebote, welche man am deutschlandweiten Bundeslager anbieten könnte, geplant und besprochen. Der Stammesführer-Arbeitskreis brachte viel Klarheit in den bislang dunklen und leeren Terminkalender des nächsten Jahres. Es wurden viele allgemeine Probleme besprochen und es gab Revisionen vergangener Aktionen. Insgesamt wurden zwei Seiten eines mehr oder weniger professionellen, heiligen DIN-A6-Terminkalenders vollgekritzelt, was auf Produktivität hinweist. Mittags haben wir dann die Fahrtkosten erstattet bekommen. Dadurch hatten wir für zwei Tage kostenlose Saarland-Rheinland-Pfalz-Tickets, die man auch ausnutzen muss. Davor mussten wir aber noch die Nacht überstehen. Dies taten wir nach dem Essen und einer Singerunde auch in einem ehemaligen Bad. Michael musste sich leider schon früher wegen gesundheitlicher Gründe irgendwo zurückziehen.
Am nächsten Vormittag traten wir dann die Heimreise an. Mit dem Auto wurden wir nach Neuwied gefahren und von da aus fuhren wir dann mit dem Zug nach Koblenz. Dort genehmigten wir uns einen Aufenthalt. Wir liefen in unseren Kluften, dem typischen ,,Pfadfinderhemd“, sowie mit Halstuch und Gitarre durch die Stadt und erweckten Aufsehen. Menschen aller Art und Herkunft wechselten ein paar Wörter mit uns. Nach einer Besichtigung des deutschen Ecks aßen wir und fuhren mit der Seilbahn über den Rhein. Zu unserer Verwunderung haben wir drei Tickets für je 3,50 Euro erworben, obwohl an der Kasse für ein 11,50 Euro schweres ,,Sparticket“ geworben wurde. Oben konnten wir das Drachenfest bewundern und durften die Festung Ehrenbreitstein, welche im Preis integriert war, besichtigen. Von ihr hatten wir grundsätzlich einen guten Eindruck, es war nur schade, dass von der ursprünglichen Festung eher wenig zu sehen war. Dort sahen wir zahlreiche Ausstellungen und machten beim Speerwerfen mit. Nach der Besichtigung eilten wir zurück zum Bahnhof und fuhren nach Hause.